Was kann ich für sie tun? Ich weiß nicht mehr weiter!

Gast

Hallo,
ich bin Christa (60) und ich habe eine Tochter, Susanne (32). Susanne hatte einen kleinen Sohn und einen Mann, Oliver (3) und Florian. Aber seit sie die beiden verloren hat, hat sie sich völlig aufgegeben. Sie hat Florian so sehr geliebt, er war die Liebe ihres Lebens. Seit er tot ist... und dann auch noch ihr Sohn, er war immer ihr Ein und Alles. Sie denkt, nie wieder jemanden so sehr lieben zu können. Und ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Sie ist nach dem schrecklichen Tag zu mir und meinem Mann, ihrem Vater, gezogen, weil ich nicht wollte, dass sie alleine ist. Aber sie kann gar nicht mehr anders als zu weinen. Das ganze ist jetzt zwei Jahre her, ich kann natürlich verstehen, dass man so etwas nie verwindet, aber dass sie sich immer noch so sehr gehen lässt... Sie arbeitet nicht mehr, ist seit zwei Jahren krankgeschrieben. Sie sitzt nur daheim rum und schreibt irgendetwas in ihr Tagebuch. Sie geht nicht mehr aus, trifft ihre Freundinnen nicht mehr... nur ihre Schwester, meine 2. Tochter, Fanni darf sie manchmal besuchen. Aber mit ihr redet sie genauso wenig wie mit mir oder Vater. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll! Ich liebe sie, aber ich weiß nicht mehr weiter! Sie ist in Therapie, aber das hilft auch nichts. Susi ist einfach völlig... leblos. Innerlich tot. Ich will ihr helfen, hat irgendwer Erfahrungen mit so was? Ich erkenne meine älteste Tochter gar nicht mehr. Puh, das hat jetzt lange gedauert, das ist zum ersten Mal, dass ich den Computer meines Mannes benutze...
Christa

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Gast

Vielen, vielen Dank, ihr seit wirklich alle sehr nett. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es im Netz so freundliche Menschen gibt (aber ich bin ja auch eine alter Frau ;))

Gast

Liebe Christa!

Auch ich habe selber keine Erfahrung mit solchen Verlusten.Ich bin ein paar Jahre jünger als Deine Tochter. Das alles klingt sehr sehr schlimm. Trauer braucht da viel Zeit.Jeder brauch unterschiedlich lange Zeit um zu trauern.2Jahre sind nichts im Verhältnis zu diesem Verlust.Ich denke es ist sehr normal wie Deine Tochter darauf reagiert.
Aber ich denke auch sie ist noch sehr jung.Sie wird nicht aufgeben. Es ist wichtig ,dass sie erfährt, dass ihre Trauer Zeit und Platz hat,dass ihr da seid und nicht von ihr gefordert wird "normal" zu funktionieren.Gebt ihr die Zeit die sie braucht und seid weiter da ,das ist wunderbar großartig!
Ich denke schon ,dass sie Menschen braucht,evtl Freundinnen -was sehr gut ist, ist die inzwischen an sehr vielen Orrten vernetzte Selbsthilfe von Menschen die Trauern z.B. verwaiste Elterngruppen.Dort könnte sie auf Menschen mit ähnlichen Erlebnissen treffen.Ich kenne nur eine Frau die ein Kind verloren hatte, als es sehr klein war-sie hatte aber einen Mann an ihrer Seite.Sie hat oft erzählt wie unverstanden sie sich gefühlt hat, wenn andere Menschen nicht verstehen konnten, dass sie sehr viel geweint hat und auch nach sehr langer Zeit immernoch plötzlich weinen mußte oft.
Die Idee mit den Büchern ist sehr gut finde ich -ein Tipp gleich dazu "Auf der Suche nach den Regenbogentränen-Heilsammer Umgang mit Trennung und Trauer."Es ist auch für Dich sehr empfehlenswert!!
Was auch gut ist, ist einmal rauszukommen,Dinge zu tun die früher Spaßgemacht haben,evtl einfach einmal zusammen zu verreisen-an einen Ort den man mag/wo man gerne hinmag,schonmal davon geträumt hatte.
Zuletzt ein Kliniktipp -fals das eine gute Idee ist-ich kenne sie nur vom hörensagen ,aber sie sollen ein wunderbar annehmendes, alternativeres (aber nicht komisch äsotherisches!) Konzept haben,man hört nur Gutes :Caduceus Klinik heißt sie-sie haben auch eine Seite im Netz.
Alles Gute für Dich, Susanne und Euch alle!!
Lena

Gast

Hallo Christa!
Das tut mir wirklich sehr Leid für Eure Familie.
Ich bin zwar noch sehr jung, denke aber, dass du von jedem Rat suchst.
Wenn man einen (in dem Fall deiner Tochter zwei) geliebte Menschen verliert, dauert es seine Zeit, bis man das verarbeitet. Einige brauchen länger, andere nicht so lange. Das kann man nicht verallgemeinern.
Ich denke auch, dass es gut ist, wenn sie Tagebuch schreibt, wahrscheinlich ist das wirklich eine Art von Verarbeitung.
Wenigstens scheint sie sich mit dem Thema zu beschäftigen und lässt nicht alles an sich vorbeiziehen.
Ich würde versuchen, Deine Tochter irgendwie aus dem Haus zu locken. Vielleicht könnt ihr Euch mal zusammen setzen und ein Eis essen gehen.
Falls sie das nicht will, versuch sie zu fragen, wie sie sich ihr Leben weiterhin vorstellen will. Zeig ihr, dass du immer für sie da bist und das du jederzeit bereit bist, mit ihr zu reden.

Ich wünsche Euch, als Familie, alles Gute!

Lg, Lena

Gast

Ich bin selber erst 20 und habe daher nicht so viel Lebenserfahrung wie du. Eigentlich solltest du es besser wissen als ich..

Ich sage trotzdem mal meine Meinung.

Ich denke, dass es gut ist, dass deine Tochter Tagebuch schreibt. Das kann sehr viel helfen, ein Trauma zu verarbeiten. Vielleicht ist sie ja gerade auf dem besten Weg dahin, das schreckliche Erlebnis zu verwinden, und ihr wisst es gar nicht...?

Wenn die Therapie nichts bringt, dann sucht eine neue. Es gibt sehr gute Psychotherapeuten, die einem wirklich helfen können. Seid ihr vielleicht christlich? Ein Seelsorger der Kirche wäre vielleicht auch eine große Hilfe.

Was aber meiner Meinung nach das Wichtigste ist, ist, dass deine Tochter unter Menschen kommt. Und dass sie sich ein Ziel findet, auf das sie zuarbeiten will. Etwas, das ihren Ehrgeiz und ihre Motivation weckt und ihrem Leben einen neuen "Sinn" gibt. Das kann alles Mögliche sein. Zum Beispiel ein Job, oder sich in der Kirche engagieren, sich um Menschen kümmern etc...Irgendetwas, für das sie sich engagieren kann. Das wird sie ablenken. Vielleicht lässt sie sich auch gar nicht mehr unbedingt hauptsächlich aus Trauer so gehen, sondern weil sie sich so an diese Situation und an das vor sich hin vegetieren gewöhnt hat. Deshalb braucht sie ein neues Ziel.

Was bestimmt auch helfen würde, sind Bücher. Bücher, die von Menschen geschrieben wurden, die das gleiche Schicksal erlitten haben wie sie. Das könnte sie aufbauen. Von solchen Büchern gibt es etliche.

Aber: Nerv sie bloß nicht. So von wegen "Ach, lass dich doch nicht so gehen!" oder "Tu doch was, was dir Spaß macht!" Du musst es ihr auf subtilere Weise verklickern. Spiel bloß nicht die nervende, sich sorgende Mutter.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Alles Gute,
Sarah

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