16. Juli 2012 - Besoffen vor Glück, taumelnd vor Schmerz

Der 16. Juli ist ein besonderer Tag für mich und meine Familie - an diesem Tag wurde uns unsere wunderschöne Tochter Marita Julia geschenkt. Wir möchten sie nicht missen und lieben sie unendlich. Marita aufwachsen zu sehen, in ihre strahlenden blauen Kinderaugen zu blicken, ihre kleine Hand zu halten - ist wunderschön für uns. Am 16. Juli 2012 wurde uns dieses Glück beschert. Wir sind jeden Tag dankbar dafür.
An jenem Juliabend aber ist auch unser Sohn, Maritas Zwillingsbruder, verstorben. Benjamin Elias wurde nur 3 Stunden alt.
Schmerz und Leid liegen oft so dicht beieinander.

Marita und Benjamin kamen 14 Wochen zu früh zur Welt, um beide stand es zu Anfang nicht gut. Um beide mussten wir lange kämpfen und die Überlebenschancen waren unglaublich - schlecht.
Unseren kleinen Engel gehen zu lassen, war so unfassbar schmerzhaft. Ich habe Benjamin von der ersten Sekunde an geliebt, so sehr, dass es wehtat. Ich dachte am Anfang, ich könne nicht atmen ohne ihn. Doch ich musste atmen, ich musste leben, um für meine Tochter zu kämpfen.

Lange sah es so aus, als würden wir Marita auch verlieren. Unzählige Operationen, Beatmung, Medikamente. Es war oft unerträglich, sie anzusehen, sie leiden zu sehen.
Doch Marita ist eine Kämpferin. Sie hat überlebt.
Heute ist sie ein gesundes, kluges, aufgewecktes kleines Mädchen.
Heute ist ihr 2. Geburtstag.
Heute ist Benjamins 2. Todestag.

Ich schreibe dies, um an meinen Sohn zu erinnern. Er hat es nicht geschafft, aber ich weiß, dass er jetzt eine kleine Sternschnuppe ist, die durchs Universum schießt, so wie Amors Pfeil in mein Herz geschossen hat - mitten ins Herz. Amor hat mich getroffen, wohl wissend, dass ich meinen Sohn lieben werde. Aber ein Schuss tut auch immer weh, und so ist der Schmerz geblieben.
Aber auch die Liebe.

Kleiner Benjamin, wir werden dich niemals vergessen. Wir werden dich immer in unseren Herzen tragen und deine Zwillingsschwester wird uns immer an diesen wunderschönen, schrecklichen Tag erinnern.

Wir haben noch zwei ältere Kinder, Amelie Valentina und Louis.
Amelie, Louis und Marita halten uns am Leben. Auch, wenn es manchmal weh tut, am Leben zu sein.

Ich bin meinem Mann, meinen Eltern, meinen Schwiegereltern, meinen Verwandten, meiner Schwester, meinen Freunden, Bekannten und Kollegen für ihre immerwährende Unterstützung so dankbar. Und ich bin dankbar, meine beiden Töcher und meinen Sohn zu haben.
Und obwohl sie schrecklich waren, bin ich für die drei Stunden dankbar, die ich noch einen weiteren Sohn hatte, meinen Benjamin.

Juli. Der Sommer liegt in der Luft, die Vögel zwitschern, meine Tochter spielt im Garten und feiert ihren Geburtstag, das Leben, das Glück.
Und ich stehe am Fenster und betrachte ein Foto - das einzige Foto meines Sohnes Benjamin. Eine Träne tropft auf das bereits zerknitterte Bild - doch als ich wieder aufsehe... lächle ich.

In Gedenken an Benjamin Elias.

Christine und David mit Marita, Amelie, Louis und Benjamin