Zu viel Ehrgeiz bei unserer Tochter?

Gast

Hallo liebe Plauderer, ich heiße Claudia und bin Mutter von fünf Kindern: Kristian (9 1/2), Greta (7 1/2), Kaspar (5 1/2), Moritz (4 1/2) und Laurin (3).

Momentan mache ich mir Gedanken und unsere Tochter Greta (wird im Juni acht). Eigentlich ist sie ein Kind, das keine „Probleme“ macht, sich gut entwickelt und alles. Allerdings hat sie einen extrem ausgeprägten Ehrgeiz und Siegeswille

Auf der einen Seite finde ich das natürlich gut, denn Ehrgeiz und Motivation sind wichtige und hilfreiche Charaktereigenschaften. Wir erziehen unsere Kinder unter anderem auch dazu, dass sie sich anstrengen sollen um etwas zu erreichen. Unser Ältester, Kristian hat auch viel Ehrgeiz, allerdings nur im Sport und setzt sich dabei auch Maßstäbe und Prioritäten. Er versteht, dass er z.B. beim Volkslauf nicht so super abschneiden wird, da er im Gegensatz zu anderen Startern nicht dafür trainiert und ist dann auch mit einem achten Platz z.B. zufrieden.

Bei Greta aber setzt sich der Ehrgeiz bei allem durch. In der Schule schreibt sie eigentlich immer Einser. Wenn es mal eine Zwei wird, ärgert sie sich so richtig. Vor kurzem bekam sie eine Eins beim Mathe-Test, war aber trotzdem nicht zufrieden, weil sie im Gegensatz zu ihrem Banknachbarn einen kleinen Fehler gemacht hatte. Sie ist Klassenbeste, erzählte mir aber dass sie das Gefühl habe dass der Klassenbeste von der anderen zweiten Klasse besser als sie sei und wirkte dabei ziemlich unzufrieden. Zu ihren Klassenkamerad/innen ist sie zum Glück nett, hat Freunde, ist Klassensprecherin und wird zu Geburtstagen eingeladen.

Sie macht drei Sportarten im Verein (Skifahren, Klettern, Leichtathletik), was meiner Meinung nach zwar zu viel ist, aber sie möchte keinesfalls auf eine der drei verzichten. Dieses Jahr bestreitet sie erstmals Wettkämpfe. Dabei möchte sie einfach unbedingt gewinnen. Wenn sie den ersten Platz macht, ist sie gut drauf , wenn nicht dann weint sie sogar. Bei den Kletterwettbewerben ist sie jünger als die anderen, hat aber trotzdem gewonnen. Sie war auch glücklich, meinte aber, dass die Jungs ihrer Kategorie weiter geklettert sind und sie unbedingt das nächste Mal besser sein will. Die meisten anderen Kinder sehen das Ganze noch sehr spielerisch, für sie aber zählt nur das Gewinnen.

Aber auch beim Spielen von verschiedenen Gesellschaftsspielen ist sie auf das Gewinnen konzentriert. Wenn wir z.B. bei Freunden sind und alle gemeinsam ein Spiel spielen möchten, das sie aber nicht kennt, will sie nicht mitmachen da sie wahrscheinlich nicht gewinnen wird.

Ich bin natürlich stolz auf sie, dass sie so viele Begabungen hat, finde aber schon dass sie etwas übertrieben reagiert und ihr Ehrgeiz sich an der Grenze befindet. Wie seht ihr das? Hättet ihr eine Idee wie ich ihr beibringen soll, dass sie nicht immer die Beste sein muss?

Danke für eure Ratschläge schon im Voraus,

Claudia

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Gast

Hallo Claudia!
Könnte es vielleicht sein, dass Greta sich in der Familie zurückgesetzt oder vernachlässigt fühlt?
Bei unseren Zwillingen Adrian & Aaron (heute neun) war das auch mal so eine Phase, als sie gerade in die Schule gekommen waren. Die beiden gehen nämlich in dieselbe Klasse und dort ist Aaron dann natürlich aufgefallen, dass Adrian ein besserer Schüler war als er. Er hatte immer mehr Punkte in den Tests, wusste auf Fragen der Lehrer immer eine Antwort und wusste bei den Hausaufgaben immer genau, was zu tun war. Da ist Aaron dann natürlich auch aufgefallen, dass wir uns immer über Adrians gute Leistungen gefreut und ihn dafür gelobt haben. Folglich hat er in der Zeit danach geradezu verbissen versucht, immer nur gute Leistungen zu bringen: In der Schule, beim Fußball und auch im Haushalt war er immer bemüht, mir freiwillig zu helfen und mir alles recht zu machen.
An sich ist so ein Verhalten ja durchaus gut, aber man hat bemerkt, dass Aaron unter einem unglaublichen Druck stand, den er sich selbst auferlegt hatte. Als wir mit ihm darüber gesprochen haben war er davon überzeugt, dass wir ihn nur dann lieben würden, wenn er gute Leistungen vollbrachte.
Vielleicht solltet ihr Greta einfach erzklären, dass jeder Mensch seine Stärken und auch seine Schwächen hat und das beides dazugehört. Zeigt ihr, dass ihr sie für das liebt, was sie ist und nicht für ihre Leistungen.
Eventuell solltet ihr auch darüber nachdenken, ob Greta im Alltag aus irgendeinem Grund (z.B. weil sie so oft nicht da ist/beim Sport ist) weniger Aufmerksamkeit schenkt als ihren Geschwistern und als sie sich vielleicht wünschen würde.
Lasst vielleicht an einem Tag mal eure Eltern/einen Babysitter auf eure Jungs aufpassen und macht einen Ausflug allein mit Greta, vielleicht zeigt ihr das, dass ihr sie genauso sehr liebt wie ihre Geschwister.
LG, Yela & Sippe

Gast

@ Fauchi: Greta ist erst sieben, also och definitiv zu jung, um Nachhilfe zu geben oder Trainerin zu sein=). Zu jüngeren (Geschwister, Cousinen, Bekannte) ist sie für ihr Alter sehr nett, aufmerksam und fürsorglich. Vor kurzem war sie dabei, als ich die Jüngsten beim Klettern trainiert habe (als Ersatz, sonst macht mein Bruder das), da war ich total positiv überrascht wie nett sie den Kleinen (ca. 5 Jahre alt) geholfen hat und ihnen das eine und andere gezeigt hat. Also vom Sozialem her hat sie keine Defizite, ich denke eher sie ist da ihrem Alter voraus.

@ Amalia: Deine Beschreibung trifft ziemlich gut auf Greta zu. Wobei sie nach außen immer die faire Verliererin ist, die anderen anfeuert und ihnen danach sagt dass sie es gut gemacht haben usw., aber gleich nachher fängt sie an zu weinen, ärgert sich extrem über dies und jenes was sie falsch gemacht, stellt Schulzuweisungen auf usw. Kristian ist wie geschrieben auch ehrgeizig im Sport, hat aber von Anfang an den Erfolg der anderen akzeptiert und sich damit abgefunden, mit dem Ziel es das nächste Mal besser zu machen. Bei Greta ist das anders...

@ Gänseblümchen: Als extreme Perfektionistin kommt sie mir eigentlich nicht vor, sie hat keine Probleme bei Alltagsdingen wenn sie etwas vergessen hat oder so. Ihr Verhalten zeigt sich hauptsächlich wenn es ums Gewinnen oder eben um eine Schulnote geht.

LG, Claudia

Gast

Hallo Claudia!

Deine Greta ist eine klare Perfektionistin! Ergeiz ist gut, dass hast du ja auch schon geschrieben, aber so wie du schreibst, geht es in Gretas Leben fast nur darum, alles perfekt zu machen. Diese Einstellung kostet deiner Tochter sehr viel Kraft! Erkläre ihr, dass es gar nicht schlimm ist, Fehler zu machen. Mach du mal öfters bewusst Fehler, die deine Tochter mitbekommt und sage dann einfach "Oh, jetzt habe ich vergessen die Milch einzukaufen. Aber das ist ja nicht schlimm, jeder darf mal Fehler machen!" So erkennt sie, dass auch andere Menschen nicht fehlerfrei sind. Bei Perfektionisten wird als Therapiemöglichkeit oft einen "Mach-mal-alles-falsch-Tag" verordnet. Allerdings weiß ich nicht, ob so etwas auch bei einer sieben Jährigen klappt.

Vielleicht legt sich diese Phase auch wieder. ABER: Wenn Greta wirklich eine Perfektionistin ist, dann lass dich von Therapeuten oder ähnlichem Beraten, was zu tun ist!!

Alles Gute!

Gast

Hallo! Ja so was kenne ich von mir selbst -.- Das mit den Spielen denke ich ist nicht so schlimm, denn wenn sie verliert dann ist sie wahrscheinlich traurig und dann ist die Laune erst mal im Keller. Meine Eltern immer ich wäre nur ein Schlechter Verlierer ich bin aber nach wie vor der Ansicht, dass das nur ein Anzeichen starken Ehrgeizes ist.
Ein Teil des Verhaltens deiner Tochter erkenne ich auch in mir selbst wieder.
Ich war eigentlich immer der Ansicht (und bin es zum Teil immer noch) man lebt um zu gewinnen. Wenn man nicht gewinnt dann ist das gegen die Ehre.
Ich habe auch viele Freunde und trotzdem kann ich ihnen manchmal Sachen nicht gönnen. Denn man lebt um zu gewinnen und wenn jemand besser ist als ich dann macht mich das traurig. Auch wenn es meine Freundin ist. Traurig aber Wahr!
Ich denke das ist kein großes Problem außer das das Kind vlt. Mal sehr unter Druck stehen könnte, weil sie umbedingt immer die Beste sein will.
Bei mir hat es aber mittlerweile nachgelassen. Man reißt sich halt zusammen. Der Enthusiasmus ist irgendwie nicht mehr so da. Mir kommt es nicht mehr drauf an die Beste zu sein, in der besseren Hälfte genügt. :)
LG
Amalia

Gast

Hallo Claudia, meine jüngste Tochter, Stephanie (7), hat sich eine Zeit lang genauso verhalten. Sie wurde schon mit 5 eingeschult und war trotzdem ein ziemlicher Überflieger. Seit sie einem Jahr spielt sie Fußball und geht seit sie 4 ist ins Schwimmtraining. Sie hat auch schon mit 3 Jahren richtig gut schiwmmen können und war immer enttäuscht, wenn sie was nicht konnte. Mein Mann und ich haben uns auch ziemlich Sorgen gemacht, weil sie auch immer damit angegeben hat, dass sie in der Schule so gut ist und auch im Sport sehr positiv auffält. Unserer mittlerer Nicolas (14) ist dann auf die Idee gekommen mit ihr Fußball zu spielen. Das hat Stephie total gefallen und ist darauf ins Fußballtraing gegangen. Seitdem ist sie keine Einzelkämpferin mehr und versucht auch in der Schule anderen zu helfen, anstatt mit ihren Fähigkeiten anzugeben. Schon erstaunlich, was so ein Mannschaftssport ausmachen kann. Sie hat auch eine beste Freundin, mit der sie Fußball spielt, so ist sie also nicht das einzige Mädchen. Wir sind echt froh, dass sie sich auch ihrem Umfeld angepasst hat. Ich kann dir nur das gleiche raten :)
Viel Glück, Hedwig

Gast

Vielen Dank für Deine Antwort, hat mich einfach interessiert.

Ich weiß dann auch keinen Rat. Die einzige Idee, die ich noch hätte, wie wäre es, wenn sie jüngeren Schülern Nachhilfe geben würde, oder im Sort eine Gruppe von Jüngeren trainieren müsste? Da müsste sie dann sozusagen Trainer- und Coach-Qualitäten entwickeln, um ihre Schützlinge zum Erfolg zu führen.

Gast

@ Fauchi: Bei Greta hatte ich eine ganz normale, unkomplizierte Geburt ohne lange Wehen.

Natürlich versuchen wir ihr gleichbleibend viel Aufmerksamkeit zu geben und uns mit ihr zu beschäftigen. Allerdings ist es nun mal so, dass sie bei guten Ergebnissen von den Trainern, Verwandten, Zusehern usw. bei Wettkämpfen viel mehr Aufmerksamkeit bekommt und wenn ich oder mein Mann sie zu Wettkämpfen begleiten, erhält sie eben besondere Zuwendung als sonst zuhause, wenn noch vier andere Kinder da sind. In der Schule ist sie ja, wie ich schon geschrieben habe, beliebt und beim Sport verhält sie sich zu anderen Kindern auch gut und fair.

Da sie ja schon drei Sportarten betreibt, wäre noch dazu ein Mannschaftssport einfach zu viel, auch ist bei uns in der Umgebung kein passendes Angebot (Fußball möchte sie nicht, Handball ist nur für ältere und andere Mannschaftssportarten gibt es bei uns nicht). Ich denke auch dass sie dann nicht so gut damit klarkommen würde, wenn sich einige Kinder weniger anstrengen als sie.

Eine Therapie finde ich auch nicht notwendig, wie geschrieben finde ich den Ehrgeiz teilweise ja gut, wenn auch leider zu stark.

LG, Claudia5

Gast

Zuerst hätte ich mal eine Frage an dich, die dich vielleicht wundern wird, die mich persönlich interessiert:
Hatte sie bei der Geburt eine sehr lange "Austreibungs-Phase", also haben die Wehen sehr lange gedauert? Oder hast du sie durch Kaiserschnitt bekommen?

Ich frage das deshalb, weil es mal eine Zeitlang die Theorie gab, dass Kinder, die eine lange "Austreibungsphase" hatten, später oft Extrem-Sportler werden. Es soll angeblich auch mal eine Untersuchung darüber gegeben haben. Die Theorie dazu ist, dass sie auf diese Weise ihre Geburts-Erlebnisse bearbeiten/verarbeiten.

Und Kaiserschnitt-Geburten, die vielleicht auch lange gekämpft haben, um geboren zu werden, werden dann urplötzlich und ohne weitere Anstrengung in die Welt entlassen. Auch das soll sich dann an ihrem Anstrengungs-Leistungsverhalten bemerkbar machen, aber in vielen Fällen eher umgekehrt.
Ich fand das sehr interessant, deshalb meine Frage. Einige Leute, die in Therapie ihre Geburt wiedererlebt haben, sollen danach dann ihr Verhalten geändert haben.

Jetzt zur Lösung: Ich würde einfach versuchen, ihr möglichst gleichbleibend viel Aufmersamkeit zu schenken, egal ob sie nun was besonderes leistet oder nicht. Mehr fällt mir dazu auch nicht ein. Dass sie jetzt Therapie braucht, oder so, würde ich noch nicht sehen, solange sie sich kooperativ zu ihren Mitschülern und Mitbewerbern verhält. Sie wird schon irgendwann von selbst merken, dass mit Anstrengung nicht alles zu haben ist.
Vielleicht würde ihr Manschaftssport gut tun, da muss sie sich dann in ein Team einfügen.

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